AFRIKANISCH-EUROPÄISCHE BEZIEHUNGEN NEU DENKEN : EIN BUCH FÜR DEN WECHSEL DER PERSPEKTIVE

Foto (c) Olaf Bernau: In der Regenzeit ist Soukoutadala, ein Dorf im Südwesten Malis, nur auf Nebenwegen zu erreichen

Afrique-Europe-Interact ist ein transnationales, ausschließlich ehrenamtlich arbeitendes Netzwerk, das Ende 2009 gegründet wurde. Beteiligt sind Basisaktivist_innen vor allem in Mali, Togo, Burkina Faso, Guinea, Tunesien, Marokko, Deutschland, Österreich und den Niederlanden – unter ihnen zahlreiche selbstorganisierte Geflüchtete, Migrant_innen und Abgeschobene.

Einer der deutschen Aktivisten, Olaf Bernau, hat schon des öfteren Vorträge gehalten und Analysen veröffentlicht, zu Mali und der Sahelzone – und jetzt ein Buch.
Hier die Ankündigung:

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Als Afrique-Europe-Interact möchten wir darauf hinweisen, dass am 17.03.2022 im C.H.Beck-Verlag das Buch

„Brennpunkt Westafrika.
Die Fluchtursachen und was Europa tun sollte“

unseres Mitstreiters Olaf Bernau erschienen ist:
https://www.chbeck.de/bernau-brennpunkt-westafrika/product/33245328
(inklusive Leseprobe [pdf 500 kB] und Inhaltsverzeichnis)

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Olaf Bernau stellt das Buch bzw. seine Inhalte bei Veranstaltungen und ähnlichem gerne vor, hierzu gehören auch Radiointerviews oder die Teilnahme an Podcasts. Zudem würden wir uns freuen, wenn auch Stadtbüchereien, Bildungseinrichtungen und regionale Medien auf das Buch aufmerksam gemacht würden (Kontakt: https://olafbernau.de/)

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Kurzbeschreibung von „Brennpunkt Westafrika. Die Fluchtursachen und was Europa tun sollte“:
Ausgangspunkt des Buches ist die lange Geschichte von Flucht und Migration in Westafrika, insbesondere der Umstand, dass Migration eine kulturell tief verankerte Alltagspraxis darstellt, die keineswegs durch immer höhere Zäune ausgehebelt werden kann. Olaf Bernau meint daher, dass die restriktive EU-Migrationspolitik zum Scheitern verurteilt ist, dies allerdings auf Kosten der Migrant:innen sowie ihrer Familien und Herkunftsgesellschaften. Im Zentrum des Buches stehen unterdessen Fluchtursachen. Gezeigt wird, wie bereits Sklaverei und Kolonialismus ökonomische und politische Tiefenstrukturen hervorgebracht haben, die bis heute eine eigenständige Entwicklung der westafrikanischen Länder massiv erschweren. Auf dieser Grundlage kommt die gesamte Palette von Fluchtursachen zur Sprache: Der ungerechte Welthandel, die Verschuldungspolitik, die schlechte Regierungsführung, die Vernachlässigung der Landbevölkerung, die Klimakrise, die Gewalteskalation im Sahel und vieles mehr.
Im Schlusskapitel werden unter der Überschrift „Was Europa Westafrika schuldet“ zahlreiche Empfehlungen formuliert, was Europa zukünftig tun, aber auch lassen sollte, um die westafrikanischen Gesellschaften bei einem echten Neuanfang zu unterstützen.
Neben wissenschaftlichen, journalistischen und literarischen Quellen stützt sich Olaf Bernau auch stark auf seine eigenen Erfahrungen, die er seit 2010 im Rahmen unseres transnationalen Netzwerks Afrique-Europe-Interact gemacht hat, unter anderem in der Zusammenarbeit mit bäuerlichen Gemeinschaften in Mali.

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Darüber hinaus hat Olaf Bernau eine Fotostrecke erstellt, um einige jener Orte und Ereignisse zu illustrieren, die im Buch eine wichtige Rolle spielen:

Foto (c) Olaf Bernau: Idrissa Cissé, dem das Buch gewidmet ist, vor dem „Rohbau“ einer Hütte.

=> https://olafbernau.de/bilderstrecken-zum-buch/

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Schließlich: In den vergangenen Tagen hat Olaf Bernau in zwei längeren Interviews Auskunft zu seinem Buch gegeben, auf beide Gespräche möchten wir ebenfalls hinweisen:

taz Talk: https://www.youtube.com/watch?v=kpyp6V63cxQ (77 min)

SWR1 Leute: https://www.swr.de/swr1/swr1leute/swr1leute-migrationsforscher-olaf-berau-100.html> (37 min)

Foto (c) Olaf Bernau: Pressekonferenz 2016 in Tikerre-Moussa. 2016 haben die Bewohner:innen des Dorfes Tikerre-Moussa eine denkwürdige Pressekonferenz in ihrem Dorf abgehalten. Denn sie berichteten, dass viele von ihnen nicht von einem Landentwicklungsprojekt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit profitiert hätten, obwohl sie eigentlich berechtigt gewesen wären, Land zu erhalten. Der Fall hat in Mali hohe Wellen geschlagen, aber auch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit hat eine sehr (selbstkritische) Evaluation des Projektes vorgelegt.

=> HIER geht’s zum Buchkauf beim C.H.Beck-Verlag (versandkostenfrei).

3 Gedanken zu „AFRIKANISCH-EUROPÄISCHE BEZIEHUNGEN NEU DENKEN : EIN BUCH FÜR DEN WECHSEL DER PERSPEKTIVE

  1. Nachtrag vom 13.08.2022
    Nach der Entscheidung zum Mali-Einsatz:
    „Menschen in Mali wollen Sicherheit und ein besseres Leben“
    Tagesspiegel – 13.08.2022
    Mali-Kenner Olaf Bernau empfiehlt Deutschland eine andere Kommunikation des Einsatzes und Engagement für die Interessen der Malier:innen.
    Von Andrea Dernbach
    „Ein kapitaler, womöglich nicht wieder gut zu machender Fehler“, so beurteilt Olaf Bernau, einer der wohl besten Mali-Kenner in Deutschland, die Entscheidung der Bundesregierung von Freitag, ihr Engagement in der UN-Mission für Mali „Minusma“ zu unterbrechen. Nach wiederholten Überflugverboten, zuletzt eines am Freitag, das erneut den Austausch deutscher Soldatinnen und Soldaten unmöglich machte, entschied die Verteidigungsministerin, vorerst die militärische Aufklärung einzustellen. Die freiwerdende Manpower soll genutzt werden, um den Flughafen Gao zu bewachen, von dem sich Frankreich zurückzieht.
    Bernau, der seit mehr als einem Jahrzehnt Mali bereist und gute Kontakte in die malische Gesellschaft hat, teilt die Skepsis gegen den Einsatz nicht. Minusma sei es zum Beispiel gelungen, die Zivilbevölkerung vor Terrorakten zu schützen und lokale Friedensabkommen in dem destabilisierten Land zu fördern.
    „Mit der Junta zusammenarbeiten“
    Dass die Mission dennoch von immer größeren Teilen der malischen Bevölkerung kritisch gesehen werde, liege daran, dass sie „bis heute als Zwilling der gescheiterten französischen Antiterrormission Barkane betrachtet“ werde. Vor diesem Hintergrund sei es fatal, wenn in Deutschland Minusma vor allem etwas verteidigt werde, was im europäischen Interesse sei. Das vergrößere nur die Skepsis in Mali gegenüber Minusma – „als Ausdruck westlicher Interessenpolitik im Sahel“.
    Nach Meinung des Kenners, dessen Buch „Brennpunkt Westafrika“ über Fluchtursachen und die Handlungsoptionen Europas im März erschienen ist, wäre Deutschland gut beraten, sich stärker mit den Interessen der Malier:innen auseinanderzusetzen. Sie wollten vor allem Sicherheit und eine echte Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse – vor allem die Landbevölkerung sei bitterarm. Hierbei sollte die Militärjunta nicht nur als Gegnerin wahrgenommen werden, denn das malische Militär habe unter den Bürger:innen nach wie vor Kredit. Ihm trauten sie zu, für ihre Sicherheit sorgen zu können.
    Deutschland solle sich daher „um beides bemühen – um die Fortsetzung von Minusma, aber auch um eine enge Kooperation mit der malischen Übergangsregierung“. Es könne nicht funktionieren, „die Regierung ständig zu geißeln und gleichzeitig besorgt zu sein, dass der russische Einfluss in Mali wächst“.
    Vier von fünf Malier:innen fürchten die Unsicherheit im Land
    Von einem nicht geringen Rückhalt für die Militärjunta zeugt etwa die letzte Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung im Land. Im „Mali-mètre“, mit dem die SPD-nahe deutsche Stiftung seit zehn Jahren die Stimmung im Land misst, nannten in diesem Frühjahr dreiviertel der Befragten (76 Prozent) den Mangel an Sicherheit als größtes Problem ihres Landes, fast die Hälfte (48 Prozent) war besorgt über die Nahrungsmittelversorgung, etwa genauso viele über Jugendarbeitslosigkeit und Armut. Aber vier von fünf Befragten (84 Prozent) sagten, die allgemeine Lage im Land habe sich in den vergangenen zwölf Monaten verbessert, also in der Zeit nach dem jüngsten Staatsstreich des Militärs von Mai 2021.
    Er ereignete sich nur neun Monate nach einem anderen Putsch und war der dritte in nur zehn Jahren. Die regierende Junta hat fürs nächste Jahr Wahlen versprochen und zugesagt, die Macht dann abzugeben.
    © 2022 tagesspiegel.de

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